C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELJ
SPEZIALTIPP
P O P
A llan Taylor
ALL IS ONE
Stockfisch/In-Akustik SACD
Linda Thompson
W ON'T BE LONG NOW
(
52
’)
Topic CD
Auch als LP erhältlich
The A ve tt Brothers
MAGPIE AND THE DANDELION
(
42
’)
Republic/Universal CD
(
43
’)
Auch als LP erhältlich
Kraak & Smaak
CHROME WAVES
Jalapeho/Groove Attack CD (auch als LP)
Wer auf die 70 zugeht, schaut
immer öfter auf die Vergangenheit
zurück. So auch Allan Taylor, der
zu einem überaus transparent und
raumtief produzierten Old-School-
Folk eine vorläufige Lebensbilanz
zieht. Der promovierte „travelling
troubadour“ aus Brighton zupft
entspannt die Saiten seiner Lieb-
lingsgitarren vom Instrumenten-
bauer Martin und erinnert sich
dazu an die Lehrjahre als Folkie
(„The Endless Highway“), er legt
Rechenschaft über Siege und Nie-
derlagen ab („Let The Music Flow“)
und philosophiert besinnlich übers
Altern und Abschiednehmen („All Is
One“). Ein entwaffnend ehrliches
Fazit.
hake
Für absolut sublime Momente sor-
gen bei den Folksongs ganz „alter
Schule“ hier Richard Thompson
an akustischer und David Mans-
field an Weissenborn-Gitarre und
Mandoline. Bei Anna McGarrigles
folkrockig musiziertem „As Fast As
My Feet“ singt sie Harmoniestim-
men für Tochter Kami. Fabelhafte
Produktion und Abmischung rü-
cken ihre Qualitäten auch dort ins
Zentrum, wo sie mit sich im Duett
harmoniert. Das mit Junior Teddy
geschriebene „Never The Bride“
ist ein ganz superb produzierter
Folk-Klassiker für die Ewigkeit,
Akkordeon, Slide und Mandoline
im Walzertakt schwelgend.
F. Sch.
Wie letzthin beim Album „The Car-
penter“ war Rick Rubin erfolgreich
darin, diesen Brüdern einzuflüs-
tern, sie sollten es mit den Eagles
aufnehmen, anstatt stromaufwärts
gegen
gefälligen
Pop-America-
na-Mainstream zu schwimmen.
Schiere handwerkliche Perfektion
hier zu bestreiten wäre so absurd
wie dem Zuckerbäckerhandwerk
seine Berechtigung abzusprechen.
Die Songs sind ein verführerisches
Gegenstück zu solchen Leckereien:
Sprichwörtliches „guilty pleasure“
auch aufnahmetechnisch - nur
dass sich am Ende kaum ein Song
einprägt, weil an späten (!) Eagles
orientiert.
F. Sch.
Kraak & Smaak - das klingt nach
einem holländischen Komiker-Duo,
ist jedoch ein DJ-Trio, das zudem
durch diverse Gastsänger ergänzt
wird. Auch auf dem vierten Album
seit ihrem Debüt „Boogie Angst“
von 2005 erweisen sich Oscar De
Jong, Mark Kneepers und Wim Plug
als ausgewiesene Könner ihrer
Fachrichtung. Der Nachfolger von
„Electric Hustle“ bietet Beats, die
in die Beine gehen, bereichert um
intelligente Samples und Instru-
mentierungen, die alle Facetten der
Dance Music von House bis Disco
und Funk abdecken. Einmal mehr
erweisen sich Kraak & Smaak als
Hollands bester Musikexport für
den Dancefloor.
wz
MUSIK ★
MUSIK ★
MUSIK ★
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KLANG ★
KLANG ★
KLANG ★
MUSIK ★
KLANG ★
Boston
LIFE, LOVE & HOPE
Frontiers/Soulfood CD
Leben, Liebe und Hoffnung. Große
Worte im Titel des neuen Boston-Al-
bums, denen die Band von der Ost-
küste mit ihrem schwachen Aufguss
von einstmals Bewährtem jedoch
nicht gerecht wird. Von der doppelt
geführten Leadgitarre bis zu den
pathetischen Gesangsharmonien
sind zwar alle Sound-Markenzei-
chen da, im Jahr 2014 wirken die
aber total verstaubt. Mit Urmitglied
Brad Delp (t 2007) und mehreren
Aushilfssängern an seiner Seite
hat Anführer Tom Scholz in einem
zehnjährigen Produktionsprozess
lediglich Versatzstücke früherer
Erfolge umgruppiert und neu zu-
sammengesetzt. Das ist zu wenig.
hake
MUSIK -
KLANG ★
Schon seit Längerem fühlt sich
Tim Fischer berufen, die „Fackel
der kultivierten Boshaftigkeit“, die
er von Georg Kreisler und anderen
Künstlern des letzten Jahrhunderts
übernommen hat, weiterzutragen.
In der mordsfidelen Ehekrachsatire
„Sportschau“ gelingt ihm das wie-
derum ganz vorzüglich. Daneben
zeigt sich der Wahlberliner auf
dieser herrlichen CD aus Anlass
des 25-jährigen Bühnenjubiläums
freilich auch von seiner melancho-
lischen Seite (Kästners „Sachliche
Romanze“) und lässt es im Schlaf-
zimmermonolog „Jochen“ frivol
werden. Der Retter des hiesigen
Chansons auf hohem Niveau.
hake
MUSIK
KLANG
Nick Cave & The Bad Seeds
LIVE FROM KCRW
Bad Seed/Rough Trade CD (auch als LP)
(
52
’)
„Mercy Seat“ klingt hier gar nicht
mehr krachig wie im Original. Spar-
sam von Klavier, Bass und Geige
begleitet, beschwört Nick Cave mit
größter Empathie das Szenario
eines Verurteilten, der die eigene
Hinrichtung auf dem elektrischen
Stuhl erlebt - stand hier die groß-
artige Coverversion von Johnny Cash
Pate? Überhaupt hat dieses vierte
Live-Albums des australischen „Men
in Black“, das vier Songs der aktuel-
len CD und Band-Klassiker vereinigt,
überwiegend eine verinnerlichte
Stimmung. Vom Blues- Trash und
Punk seiner Frühwerke ist nur noch
selten etwas zu spüren, wohl aber
vom Grundgefühl der Melancholie,
das aber längst in Balladen subli-
miert wird.
A. Ku.
MUSIK ★
KLANG ★
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Das DR-Logo gibt den Dynamikumfang des Tonträgers an. Nähere Infos unter www.stereo.de
STEREO 1/2014 131
FOTO:CAT STEVENS
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